Umweltmedizin
Haut und Schleimhäute stellen das größte Kontaktorgan des Menschen zu seiner Umwelt. Viele dieser Einflüsse stellen eine Belastung („Schadstoffe") des Organismus das, auf die gerade die Haut mit mannigfaltigen Störungen reagieren kann.
In der Bundesrepublik sind derzeit schätzungsweise 3.000.000 chemischer Substanzen im Einsatz, bei den meisten dieser Substanzen sind die Auswirkungen auf den Organismus überhaupt noch nicht erforscht. Vielfältig auch die Möglichkeiten des Kontaktes zu Schadstoffen. Wichtige Bereiche stellen hier unter anderem der Arbeitsplatz, Außenluft-Verunreinigungen, Innenraumbelastungen (Zigarettenrauch, Formaldehyd, Schimmelpilze, Hausstaubmilben, Tierhaare etc.), Nahrungsmittel, Amalgam, Trinkwasser sowie UV-Strahlung dar.
Am Beispiel der Schimmelpilze soll hier exemplarisch die Aufgaben der Umweltmedizin kurz dargestellt werden.
Schimmelpilze sind
in der Natur außerordentlich weitverbreitete Mikroorganismen. Charakteristisch
für die Pilze ist es, dass sie nicht, wie Pflanzen, in der Lage sind ihren
Energiebedarf mit Hilfe von Chlorophyll und der Photosynthese zu decken. Der
Stoffwechsel ist vielmehr ausschließlich auf den Abbau organischer Verbindungen
(sog. „saprophytische Lebensweise") angewiesen. Mit der Verrottung abgestorbener
Materialien spielen sie eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf der Natur.
Nicht zuletzt durch verstärkte Anstrengungen beim Energiesparen, zum Beispiel
durch verbesserte Fensterdichtungen und dem daraus resultierendem geringeren
Luftwechsel in den Wohnungen, hat in den letzten Jahren zu einer Häufung
an verschimmelten Wohnungen geführt. Dies betrifft insbesondere Wohnungen,
in denen nicht richtig gelüftet wird (siehe weiter unten).
Auswirkungen von Schimmelpilzen auf die Gesundheit des Menschen
Schimmelpilze können auf verschiedene Weise negative Einflüsse auf die Gesundheit haben:
a) Allergische Reaktionen:
Wichtige Vertreter der Schimmelpilze, beispielsweise Aspergillus und Penicillium,
gehören zu den ganzjährigen Allergenen. Besonders in der kalten Jahreszeit
finden sich hohe Konzentrationen an Schimmelpilzsporen in der Luft. Insbesondere
bei Patienten mit einer gesteigerten allergischen Bereitschaft (sog. „Atopiker")
kann der Kontakt zu diesen Sporen zu allergischen Reaktionen an den Augen und
an den Atemwegen führen, und dort Konjunktivitis, Rhinitis, ein hyperreagibles
Bronchialsystem oder gar ein allergisches Asthma bronchiale auslösen. In
Einzelfällen können auch eine sog. Allergische bronchopulmonale Aspergillose
oder eine exogen-allergische Alveolitis entstehen.
b) Toxische Reaktionen:
Im Gegensatz zu den erwünschten Stoffwechselprodukten, beispielsweise in
Form vom sog. „Edelschimmel" bestimmter Käsesorten, ist ein Großteil
der Stoffwechselprodukte für den Menschen potentiell schädlich („Mykotoxine").
Diese führen zum raschen Verderb verschimmelter Lebensmittel, können
aber beispielsweise auch, wie das Fumigatoxin (Stoffwechselprodukt des Aspergillus
fumigatus) direkte toxische Effekte auf die Atemwege ausüben.
c) Infektionen:
Infektionen durch Schimmelpilze kommen sehr selten vor, und betreffen, abgesehen
von den ebenfalls seltenen Nagelpilzinfektionen durch Scopulariopsis brevicaulis,
fast ausschließlich Patienten mit einem geschädigtem Immunsystem.
Da also eine starke Abwehrschwäche bestehen muß, damit die Schimmelpilze
im lebenden Organismus wachsen können, wie zum Beispiel durch AIDS, Patienten,
die unter einer Immunsuppression stehen, wie nach einer Organtransplantation
oder auch bei bestimmten Krebserkrankungen, wie Leukämien oder Lymphomen
sowie schließlich bei Diabetikern, nennt man sie auch „opportunistische
Inektionen". Bei diesen Personengruppen können die Schimmelpilze eine schwere
systemische Infektion mit häufig tödlichem Ausgang auslösen.
Wichtig: für den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung geht
von Schimmelpilzen keine Infektionsgefahr aus!
Aufgaben der Umweltmedizin
Durch eine gezielte Anamnese (Beschwerdemuster, Risikoerkrankungen, Exposition
gegenüber Schimmelpilzen (z.B. „feuchte Wände", nicht gewartete Klimaanlagen
etc.) kann der Verdacht auf einen Zusammenhang zu Schimmelpilzen entstehen.
Weitere Untersuchungen umfassen u.a. Allergietests („Pricktestungen" oder auch
sog. RAST-Untersuchungen, bei denen Antikörper im Blut nachgewiesen werden
können, sowie Untersuchungen vor Ort (Inspektion verschimmelter Wände
beispielsweise, Probenentnahmen und Pilzkulturen).
Wichtige Aufgabenbereiche liegen aber vor allem in der Beratung der Patienten
im Umgang mit dem Schimmel, sei es in der Aufklärung über die Notwendigkeit
verschimmelte Lebensmittel zu verwerfen, bis hin zur Beratung über Wärmedämmung,
richtigem Lüften, dem Umgang mit Zierpflanzen in der Wohnung (auch hier
kann eine wichtige Schimmelpilzquelle in der Pflanzenerde liegen) sowie Ratschläge
zum richtigen Lüften. Empfehlungen zur Sanierung verschimmelter Flächen
(unter Umständen durch Verwendung fungizider Anstriche) und Verwendung
von Feinstaubfiltern für den Staubsauger (wobei die betroffenen Patienten
möglichst nicht selber staubsaugen sollten!) gehören ebenfalls zu
den Punkten, die in der umweltmedizinischen Sprechstunde im Zusammenhang mit
Schimmelpilzen besprochen werden.
Ratschläge für richtiges Lüften:
Wichtige Vorbemerkung: Kalte Luft kann aus physikalischen Gründen deutlich weniger Wasserdampf aufnehmen, als warme Luft. Trifft warme und damit meist feuchtere Luft auf kalte Flächen, kondensiert das Wasser an diesen Flächen und begünstigt somit das Wachstum von Schimmelpilzen.